Diese Ausstellung steht repräsentativ für künst-

lerische Doppelexistenz und Doppelleistung,

eine Daseins- und Arbeitsform, die in der

neueren Kunstgeschichte nicht selten ist und

trotzdem zu einigen Überlegungen und Über-

prüfungen verlockt. Das gemeinsame Sichtbar-

machen schöpferischen Gestaltens unter einer

einzigen Ausstellungsformel ruft nach Ergrün-

dung der trennenden oder verbindenden Seifen

dieses Dualismus, welche schließlich wertvolle

Rückschlüsse auf Zustandekommen und So-Sein

einer persönlichen künstlerischen Leistung

zeitigen kann. Dieses Endresultat ist allein von

Wichtigkeit. Daß diese Ausstellung mit der

Malerei von Anni und August Frey, reich regi-

striert und nobel präsentiert, die interessante

Frage- und Aussagestellung in sich birgt, trägt

ihr zum « Eigenwert an sich» noch zusätzliche

Reize zu.

Merken wir gleich das Entscheidende an, was

die in den Sälen dieses Museums aufgereihten

Bilderzeilen dartun: Über alle äußere Lebens-

und Existenzgemeinschaft hinweg konnte sich

bei den beiden Künstlern die Freiheit der ein-

zelnen eigenen Entwicklung und Aussageweise

bewahren. Über alle dauernden Anregungen

und fragenden Bindungen, die in einer mensch-

lichen Gemeinschaft selbstverständlich und

wertvoll sind, blieben und bleiben hier die

Leistungen von Maler und Malerin eigenständig.

Eines verwischt, lahmt oder überhöht das andere

nicht, sondern steht klar in seiner Eigengesetz-

lichkeit. Wir haben bei einer früheren Aus-

stellungsgelegenheit von einem «Fall» Frey

gesprochen. Das Luzerner Doppelereignis

beweist, daß dieser Fall ein erfreulicher ist.

Dem luzernischen, alemannisch-barocken Maler,

dessen Landschaften und Menschen Freude und

Hingebung an die Dinglichkeit mit kultivierter,

sensibler Arbeitsweise verbinden, und dessen

Menschen die beseelte Erscheinung mit den

Aktionen und Gefühlslagen des Homo ludens

vereinen, steht die zürcherische Malerin zur

Seite, die vom Intellekt her arbeitet, die kühle

Sparsamkeit in der Form, die anspruchsvolle

innere Bauweise der Bilder und die delikaten

Valeurs-Spiele im Farblichen liebt. So hat diese

Ausstellung zwei geschlossene und gegen-

seitig abgegrenzte Aussageweisen. Was sie

verbindet, ist die gute Malerei ganz in sich

selbst begriffen.                  Anton E. Müller

 

 

 


 

1)  Anni Frey, Figur, 1946, 91 x 65 cm

 

 

66)  Anni Frey, Dinge, 1958, 81 x 65 cm

 

59) Anni Frey, Paolo, 1966, 36 x 32 cm

 

9) Anni Frey, Exotische Früchte, 1964, 65 x 54 cm

 

 

102) August Frey, Der Matrose, 1947, 81 x 54 cm

 

148) August Frey, Harlequin mit Taube, 1966, 129 x 84 cm

 

110) August Frey, Kinderstilleben, 1957, 50 x 61 cm

 

113) August Frey, Lorze 1, 1966, 65 x 73 cm